Fragestellung formulieren und eingrenzen

„In der Wissenschaft ist die Frage immer wichtiger als die auf sie gegebene Antwort.“

Dieses Zitat des israelisch-amerikanischen Soziologen Aaron Antonovsky bringt auf den Punkt, worauf es in einer wissenschaftlichen Arbeit ankommt. Die Qualität einer wissenschaftlichen Abschlussarbeit steht und fällt mit der Fragestellung. Eine zu weit gefasste, zu allgemeine oder sogar fehlende Fragestellung bereitet in der Regel nicht nur Schwierigkeiten, die Abschlussarbeit zu schreiben. Dieses Defizit wirkt sich auch negativ auf die Benotung aus. Außerdem fällt es schwer, den vorgegebenen Seitenumfang einzuhalten. Studierenden fehlt häufig die Erfahrung, welche Funktion sie erfüllt und wie sie sich sinnvoll eingrenzen lässt. Nach meiner Wahrnehmung ist die unzureichende Auseinandersetzung mit der Forschungsfrage eine der Hauptursachen dafür, dass Doktoranden sich mit dem Schreiben schwertun oder die Doktorarbeit im schlimmsten Fall nicht beenden. Eine Doktorarbeit ohne eine Forschungsfrage ist nicht einreichungsfähig.

Der Kompass für Ihre wissenschaftliche Arbeit

Der Ausgangspunkt für die Wahl des Themas ist das eigene Erkenntnisinteresse, an das eine Fragestellung unmittelbar anknüpft. Erfahrungsgemäß haben Studierende und Doktoranden eine Idee für eine Fragestellung schon im Kopf, wenn sie sich erstmals konkret mit dem Thema beschäftigen. Die Bedeutung des eigenen Erkenntnisinteresses wird in der Regel unterschätzt. Stellen Sie sich die Frage: „Was will ich wissen?“ „Was soll in meiner Arbeit untersucht werden?“ Sie lösen mit diesem Vorgehen weitere Fragen aus, die Ihnen eine Richtung vorgeben und helfen, das Thema einzugrenzen, Literatur zu sichten und auszuwählen sowie eine erste Gliederung zu erstellen.

Die Fragestellung ist der beste Kompass für eine Themeneingrenzung der Abschlussarbeit. Aus diesem Grund ist es sehr wichtig, sich möglichst früh mit der Fragestellung auseinandersetzen. Schreiben Sie also Ihre erste Idee für eine Fragestellung in einem ganzen Satz auf. In der Regel stellen sich weitere Fragen, die Teilaspekte Ihres Themas beleuchten. Auch diese erklärenden Fragen, die für den Einstieg, die theoretische Rahmung oder einzelne Kapitel relevant sein können, sollten Sie notieren, aber unbedingt darauf achten, dass sie mit Ihrer Hauptfragestellung korrespondieren, d. h., in die gleiche Richtung weisen. Je spezieller die Fragestellung ist, desto besser lässt sich das Thema eingrenzen. Bedenken Sie, dass Sie mit Ihrer wissenschaftlichen Arbeit nicht alle Facetten des Themas erfassen können, sondern nur einen kleinen Ausschnitt. Für die weitere Bearbeitung des Themas ist es sehr nützlich, wenn Sie Ihrer Betreuerin bzw. Ihrem Betreuer ein Exposee vorlegen müssen. Das Exposee enthält bereits alle wesentlichen Inhalte für die Einleitung. Dort folgt die Fragestellung im Anschluss an die Problemstellung.

Machen Sie auf die Fragestellung aufmerksam und stellen Sie W-Fragen

Es bietet sich an, in der Einleitung ausdrücklich auf die Fragestellung hinzuweisen. Folgende Formulierungen können Sie z. B. nutzen: „In dieser Arbeit geht es um die Fragestellung, …“, „Im Mittelpunkt steht die Frage, …“ „Es soll die Forschungsfrage untersucht werden, …“ usw. Achten Sie darauf, dass Sie W-Fragen stellen: „Welche Möglichkeiten und Grenzen …“, „Unter welchen Bedingungen …“, „Auf welche Art und Weise …“, „Welche Methode …“. Vermeiden Sie dagegen Ja-Nein-Fragen, die mit einem Verb oder „Ob“ beginnen und den Erkenntnisgewinn zu sehr einengen. Mit „Inwieweit …“ zeigen Sie dagegen die Erkenntnisse auf, die sich im Spektrum zwischen Ja und Nein bewegen, weil eine Entweder-Oder-Antwort nicht zu erwarten ist. Die möglichen Antworten liegen also irgendwo zwischen den beiden Extremen. Nicht passend ist die Frage: „Ob und wenn ja wie …“, denn wenn die Frage mit Nein beantwortet wird, stellt sich die Frage nach dem „Wie“ nicht mehr. In juristischen Arbeiten sind Ja-Nein-Fragen manchmal angebracht, wenn es darum geht, zu überprüfen, ob ein rechtlich zu untersuchender Sachverhalt zutrifft oder ein Gesetzestext die Anforderungen erfüllt. Ja-Nein-Fragen sollten Sie ebenfalls vermeiden, wenn Sie qualitative Interviews durchführen. Die Antwort hat keinen Erkenntniswert, weil Begründungen, Motive, Interessen und alle weiteren Einzelheiten für dieses Antwortverhalten fehlen.

Die Fragestellung ist das Herz einer wissenschaftlichen Arbeit

Es bietet sich an, in jedem Kapitel zunächst zu klären, in welchem Zusammenhang die Fragestellung analysiert werden soll. Das Kapitel endet mit einem Zwischenfazit, in dem Sie verdeutlichen, was Sie mit welchen Schritten gezeigt haben, und aufzeigen, in welchem Verhältnis diese Erkenntnisse zur Forschungsfrage stehen. Scheuen Sie sich nicht, beides gegebenenfalls neu zu justieren, wenn Sie den Eindruck haben, die Argumentation passt nicht mehr so richtig zur Fragestellung. Im Fazit und Ausblick geht es schließlich darum, anhand der Fragestellung die wesentlichen Erkenntnisse der wissenschaftlichen Arbeit zusammenzufassen und zu reflektieren. Die Formulierung und die Eingrenzung der Forschungsfrage sind in den gesamten Schreibprozess eingebettet. Denken Sie daran, die Fragestellung ist das Herz der Arbeit!

Falls Ihnen die Eingrenzung der Forschungsfrage Kopfzerbrechen bereitet, können Sie sich gern telefonisch oder per E-Mail an mich wenden.

Zeitplanung für die Doktorarbeit – Den biografischen Ausnahmezustand vermeiden

Die weitreichende Entscheidung für eine Promotion sollte auf jeden Fall gut überlegt sein. Sie kann selbst schon notwendiger Teil der beruflichen Planung sein, wenn zum Beispiel eine Tätigkeit in der Wissenschaft und Forschung geplant ist oder ein Beruf in einem medizinischen Fach angestrebt wird. Neben den beruflichen und familiären Verpflichtungen müssen sie mit einer Bearbeitungszeit von mindestens drei bis fünf Jahren rechnen. Sogar acht bis zehn Jahre sind keine Seltenheit. Sie müssen sich auf Wochenend- und Nachtarbeit einstellen und unter Umständen auf längere Urlaubs- und Erholungszeiten verzichten. Es gibt jedoch einige Möglichkeiten, einen biografischen Ausnahmezustand zu vermeiden.

Der erfolgreiche Abschluss einer Doktorarbeit hängt sehr davon ab, ob Sie genügend Zeit für die intensive Bearbeitung des Forschungsthemas, bestehend aus Literaturrecherche und -verarbeitung, empirischer Forschung, dem Verfassen und Überarbeiten des Textes usw., zur Verfügung haben. Unmittelbar nach dem Ende des Studiums werden die grundlegenden Weichen für den weiteren Lebensweg gestellt, sowohl für die berufliche Karriere als auch für das Privatleben. Für viele Hochschulabsolventinnen und -absolventen stellt sich die Frage, ob neben einem ausfüllenden Berufsalltag und dem Wunsch nach fester Beziehung und Familiengründung noch genügend Zeit für eine Promotion bleibt.

Lust und Last einer Doktorarbeit

Eine vorausschauende Zeitplanung und Selbstorganisation ist das A und O auf dem Weg zum Doktortitel. Es ist vor allem von der individuellen Situation abhängig, wie Sie diese Zeit planen und wie Sie Ihr berufliches und privates Umfeld in Ihr Vorhaben einbinden. Ich weiß von einigen Juristinnen und Juristen, dass sie nach dem ersten Staatsexamen die Wartezeit für einen Referendariatsplatz ihre Doktorarbeit geschrieben haben. Mit Beginn des Referendariats sollte die Arbeit jedoch abgeschlossen sein, weil die neue Tätigkeit zeitlich sehr anspruchsvoll ist und die Gefahr besteht, dass die Arbeit „auf unbestimmte Zeit unvollendet auf Ihrer Festplatte schlummert“. Manche Unternehmen ermöglichen ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zumindest für eine einige Monate eine Freistellung, damit die Doktorarbeit zu Ende geschrieben werden kann. Nutzen Sie solche Kernzeiten, in denen Sie kontinuierlich und produktiv an Ihrer Dissertation arbeiten können.

Wesentlich für eine gute Zeitplanung ist, dass Sie den Umfang Ihrer Doktorarbeit auf höchstens 250-300 Seiten begrenzen. Weniger ist auf jeden Fall mehr. Erfahrungsgemäß wird eine Doktorarbeit nicht besser benotet, wenn sie besonders lang ist. Die Kunst des wissenschaftlichen Schreibens besteht darin, sich kurzzufassen und sich nicht in Details zu verlieren. Für weitere 100 Seiten können ein bis zwei Jahre Bearbeitungszeit erforderlich sein. Häufig melden sich Doktorandinnen bzw. Doktoranden bei mir, wenn 80 % des Textes geschrieben ist, aber nach einer längeren unfreiwilligen Schreibpause die Frage im Raum steht, ob die Arbeit den Anforderungen genügt und eine Fertigstellung überhaupt noch sinnvoll ist. In der Regel fehlen Einleitung, Diskussion der Ergebnisse und Fazit. Bemerkenswert ist, dass in dieser Phase noch Unklarheit über die Fragestellung besteht. Ohne Fragestellung ist es selbstverständlich schwierig, eine Antwort bzw. ein plausibles Ergebnis abzuleiten und Position zu den Forschungsergebnissen zu beziehen.

Der Wert eines professionellen Lektorats

Es lohnt sich auf jeden Fall, sich für das Schreiben einer Doktorarbeit professionelle Unterstützung zu holen. Als Lektor für wissenschaftliche Arbeiten kann ich relativ gut beurteilen, wo Sie noch nachbessern müssen. Außerdem biete ich eine komplette Begleitung von der Themenfindung über die Phasen des Schreibprozesses bis zur endgültigen Abgabe der Arbeit an. Als Lektor und Schreibcoach kenne ich die Anforderungen an eine wissenschaftliche Arbeit sehr gut und kann ebenso gut einschätzen, wie Sie Ihre Arbeit in der gebotenen Kürze der Zeit erfolgreich abschließen können.

Wenn es Ihnen in jungen Jahren nicht gelingt, besteht immerhin die Hoffnung, dass Sie Ihren Doktortitel später irgendwann einmal bekommen. Mein ältester Kunde war 79 Jahre alt, als er seinen Doktortitel erhielt. Er benötigte insgesamt zwölf Jahre und schrieb über 1300 Seiten. Wenn Sie also später in Rente gehen, liegt es in der Regel nicht an der knapp bemessenen Zeit, ob Ihnen der Doktortitel noch gelingt.

Falls Ihre Doktorarbeit noch unvollendet ist und Sie nicht weiter wissen, können Sie sich gern telefonisch oder per E-Mail an mich wenden.

Zeitmanagement im Schreibprozess für Studierende

Das Schreiben einer wissenschaftlichen Abschlussarbeit unterliegt zeitlichen und administrativen Restriktionen. Mit dem Tag der Anmeldung tickt die Uhr und damit steht auch der einzuhaltende Abgabetermin fest. Bei einer verspäteten Abgabe sind Sie auf jeden Fall durchgefallen. Mit einem ärztlichen Attest können Sie eine Verlängerung beantragen, wenn Sie in der Zeit nach der Anmeldung wegen Krankheit nicht an Ihrer Abschlussarbeit schreiben konnten. Die Verlängerungszeit ist abhängig von der Zahl der Krankentage.

Sie sollten im Falle einer Krankheit die Möglichkeit einer Verlängerung auf jeden Fall wahrnehmen. Bereits wenige Tage Arbeitsausfall können entscheidend sein, ob Sie Ihre Abschlussarbeit in der gewünschten Qualität fertigstellen. Es muss nicht unbedingt eine Grippe oder andere schwerwiegende Krankheit sein, die Sie dazu zwingt, zum Arzt zu gehen. Ein Grund für eine Krankschreibung kann beispielsweise aus der psychischen Drucksituation resultieren. Ein weiterer Grund für eine Verlängerung kann gegeben sein, wenn Sie nachweislich Schwierigkeiten bei der Quellenbeschaffung oder bei der empirischen Erhebung hatten. In diesem Fall wenden Sie sich an Ihre Betreuerin bzw. Ihren Betreuer, der das Anliegen an das Prüfungsamt weiterleitet.

Wenn die Uhr tickt und der Abgabetermin naht

Grundsätzlich sind die zeitlichen Rahmenbedingungen für eine Bachelorarbeit enger gefasst als bei einer Masterarbeit. Je nach Hochschule und Fachbereich liegt die Bearbeitungszeit für eine Bachelorarbeit zwischen sechs und zwölf Wochen. Bei Masterarbeiten sind es in der Regel zwischen vier und sechs Monate. Im Zuge der Bologna-Reform ist ein Flickenteppich aus Prüfungsordnungen entstanden, sodass die Regularien für die Bearbeitungszeit sehr unterschiedlich sind. Für die eigene Zeitplanung sind diese Unterschiede erheblich. Manche Studierende erfahren das Thema der Bachelorarbeit erst am Tag der Anmeldung, andere können das Thema frei wählen und haben bis zum Anmeldetermin genügend Zeit, sich mit dem Thema vertraut zu machen, es einzugrenzen und sich gezielt auf die Schreibphase vorzubereiten. Sie sollten während der Bearbeitungszeit immer wieder Zeitfenster festlegen, bis wann Sie einzelne Kapitel abschließen möchten.

Zeitplanung und Selbstorganisation sind das A und O des Schreibens

Während der Schreibphase sollten Sie andere zeitintensive Vorhaben wie einen Wohnungsumzug, eine aufwendige Zahnoperation oder die Beendigung einer Beziehung am besten auf den Tag nach der Abgabe verschieben. Tatsächlich habe ich bereits mit Studierenden zusammengearbeitet, die aufgrund solcher Launen gerade in der Endphase zeitlich erheblich unter Druck gerieten.

Die meisten Studierenden müssen neben dem Schreiben der Bachelorarbeit noch einer Teilzeitbeschäftigung nachgehen. Bis zum Abgabetermin bleibt Ihnen daher wenig Zeit für Freizeitaktivitäten. Eine Bearbeitung bis spät in die Abendstunden und an Wochenenden sollten Sie daher unbedingt einplanen. Wichtig ist, dass Sie sich in der Zeit kurz vor dem Abgabetermin eine Kernzeit von bis zu 14 Tagen freihalten, in der Sie sich ausschließlich mit Ihrer Abschlussarbeit beschäftigen. In der Regel sind die Studierenden in dieser Zeit sehr produktiv, weil das Thema nun sehr präsent ist und die Ergebnisse nur noch „heruntergeschrieben“ werden müssen. Denken Sie daran, das Fazit (und Ausblick) nicht am letzten Tag zu schreiben. In der Schlussphase kommt es darauf an, die Abschlussarbeit noch einmal gründlich zu überarbeiten und in einem Rutsch – am besten auf Papier – zu lesen. Neben den während des Studiums erworbenen Schreibkompetenzen und der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit einem Thema wird von Ihnen vor allem die Bereitschaft zur Selbstorganisation erwartet.

Falls Sie weitere Fragen zur Zeitplanung für die Abschlussarbeit haben, können Sie sich gern telefonisch oder per E-Mail an mich wenden.

Allgemeinplätze in Abschlussarbeiten vermeiden

Manchmal tragen die redlichen Bemühungen der Studierenden, in einer wissenschaftlichen Arbeit alles detailliert zu erläutern, seltsame Blüten. Dabei geht es um Aussagen, die zwar gut gemeint sein mögen, aber zur inhaltlichen Ausarbeitung keinen Beitrag leisten und daher überflüssig sind. Entsprechende Sätze finden sich in der gesamten Arbeit, vor allem wenn es darum geht, die inhaltlichen Schwerpunkte zu einem Kapitel zu beschreiben. Bereits in der Einleitung taucht hin und wieder der Satz auf: „Die Bachelorarbeit beginnt mit einer Einleitung.“ Diese Feststellung ist natürlich nicht falsch, aber völlig nutzlos. Die Einleitung ist notwendiger Bestandteil in jeder Bachelor- und Masterarbeit. Die Aussage hat also keinen Neuigkeitswert.

Der Allgemeinplatz („locus communis“) macht die Arbeit langatmig, langweilig und führt zu uninspirierten Gedankengängen. Der Hinweis „Der Hauptteil der Arbeit besteht aus vier Kapiteln“ bedarf keiner Erwähnung, denn diese Information geht bereits aus dem Inhaltsverzeichnis hervor. Ein weiteres Beispiel ist der einführende Satz „Im Folgenden geht es um den Entwurf eines Marketingkonzeptes.“ Auch dieser Satz ist überflüssig, wenn das Kapitel den gleichlautenden Titel „Entwurf eines Marketingkonzeptes“ trägt. Vermeiden Sie es, den Titel im Text erneut zu nennen, es sei denn, Sie möchten auf bestimmte Aspekte hinweisen, mit denen Sie Unklarheiten oder Missverständnisse ausräumen.

Allgemeinplätze – oberflächlich, substanzlos und langweilig

Wirklich peinlich wird es, wenn folgende Aussage auftaucht: „Die Literaturrecherche hat ein sehr gutes Verständnis für die komplexen Theoriebereiche und die nicht triviale Beziehung zwischen den Studien geschaffen.“ Ganz davon abgesehen, dass der Autor der Abschlussarbeit selbst nicht beurteilen sollte, ob seine Ausführungen wirklich „ein sehr gutes Verständnis“ über die genannten Inhalte vermitteln, ist der Informationswert einer solchen Aussage gleich null. So oder so wird diese Art von Eigenlob nicht mit einer guten Note honoriert. Theorien sind in der Wissenschaft immer komplex und eine wissenschaftliche Arbeit kann viele Eigenschaften haben, sie aber auf jeden Fall nicht trivial.

Ein weiteres Beispiel aus der Giftküche des wissenschaftlichen Arbeitens ist folgende Feststellung: „Im Verlauf der Arbeit wurden aus den detaillierten Ergebnissen Erkenntnisse abgeleitet, die zu Annahmen geführt haben. Die Annahmen können ihrerseits die Grundlage für weiter vertiefende Studien darstellen.“ Immerhin schafft der Autor es, in verkürzter Form ein wesentliches Merkmal eines Forschungsprozesses zu beschreiben, aber mit dem Thema der Abschlussarbeit haben solche Aussagen nichts zu tun.

Leser sind für jede neue Erkenntnis dankbar

Der sehr häufig verwendete Satz „Die Arbeit endet mit einem Fazit und Ausblick“ ist ebenfalls entbehrlich, weil das Schlusskapitel – wie die Einleitung – notwendiger Bestandteil der Abschlussarbeit ist. Ohne eine Ergebnisdarstellung fallen Sie sehenden Auges durch. Es ist an sich nur sinnvoll, das Schlusskapitel zu erwähnen, wenn Sie bestimmte Akzente setzen möchten, sei es, dass Sie auf inhaltliche Schwerpunkte oder auf eine bestimmte Form der Ergebnisdarstellung (z. B. thesenartige Zusammenfassung) hinweisen. Eine Gemeinsamkeit der aufgeführten Beispielsätze besteht darin, dass sie in jeder wissenschaftlichen Arbeit stehen könnten, aber das Thema nicht voranbringen. Vermeiden Sie unbedingt Sätze, die für sich selbst sprechen und Allgemeinplätze bedienen, die keinen inhaltlichen Beitrag zu dem zu untersuchenden Thema leisten. Der Text wirkt langatmig und mit Ballast ausgestattet, was die Geduld Ihrer Gutachterin bzw. Ihres Gutachters unnötig strapaziert und sich negativ auf die Bewertung der Abschlussarbeit auswirkt. Jeder Satz muss einen unmittelbaren und eindeutigen Bezug zum Thema haben.

Falls Sie weitere Fragen zur Ausarbeitung von Abschlussarbeiten haben, können Sie sich gern telefonisch oder per E-Mail an mich wenden.

Ergebnisse der Dissertation überzeugend präsentieren (II)

Anfangen, bevor es zu spät ist! So lautet die Empfehlung, wenn es darum geht, Diskussion und Ergebnisse Ihrer Forschungsarbeit entsprechend den Anforderungen an eine Dissertation möglichst frühzeitig zu schreiben. Was bedeutet diese Empfehlung nun konkret? Das Schreiben der Schlusskapitel, bestehend aus Diskussion der Ergebnisse sowie Fazit und Ausblick, bereitet Studierenden und Doktorand:innen auf der Zielgeraden noch einmal unerwartet Kopfzerbrechen. Es ist schwer, einen guten Anfang zu finden, aber auch, die Doktorarbeit mit einem überzeugenden Ergebnis zu enden zuschreiben. Es ist nicht einfach, nach einem langen Forschungsprozess die zentralen Ergebnisse in der gebotenen Kürze auf den Punkt zu bringen und mit den Erkenntnissen aus der einschlägigen Literatur abzugleichen. Der Druck wächst, wenn der Abgabetermin unmittelbar bevorsteht und zu diesem Kapitel noch nichts vorliegt. Es besteht das Risiko, dass es in der Kürze der Zeit nicht mehr möglich ist, die wesentlichen Ergebnisse zu erfassen und gründlich zu überarbeiten. Die gesamte Darstellung bleibt dann oberflächlich.

Ein überzeugendes Ergebnis entsteht nicht über Nacht

Aus diesem Grund ist unbedingt anzuraten, die Ergebnisse bereits lange vor dem geplanten Abgabetermin zu verfassen, diesen Text immer wieder zu überarbeiten und mit bedeutend erachteten Inhalten zu ergänzen. Fazit und Ausblick entstehen nicht über Nacht – schon gar nicht in der letzten vor dem Tag des Abgabetermins. Wenn Sie Fazit und Ausblick schreiben, dann bereiten Sie diesen abschließenden Arbeitsschritt gut vor und brechen nichts auf den letzten Drücker vom Zaun. Für die Benotung fällt es weniger ins Gewicht, wenn in der übrigen Arbeit hier und da inhaltliche Details fehlen, die von den Gutachter:innen in der Regel ohnehin unterschiedlich beurteilt werden. Eine unzureichende Ergebnisdarstellung kann sich negativ auf die Benotung auswirken oder dazu führen, dass die Gutachter:innen beispielsweise im Anschluss an die Disputation von Doktorand:innen verlangen, die Ergebnisdarstellung noch einmal zu überarbeiten, damit die Dissertation für die Veröffentlichung freigegeben werden kann. Monatelange Verzögerungen sind die Folge.

Ideen für Fazit und Ausblick sofort notieren und in den Schreibprozess einbeziehen

Im Grunde wissen Doktorand:innen schon lange vor der eigentlichen Fertigstellung, welche Ergebnisse zentral und für die Beantwortung der Fragestellung relevant sind. Daher sollten Sie sich während des gesamten Schreibprozesses systematisch Notizen machen, wenn Sie eine Idee für ein mögliches Ergebnis haben. Diese Notizen sollten Sie unbedingt in ganzen Sätzen schreiben, um den Sinn auch noch nach vielen Monaten nachvollziehen zu können. Mit der Zeit blicken Sie auf einen ganzen Blumenstrauß von Thesen, die in keinem Zusammenhang stehen, sich teilweise wiederholen oder nicht mehr zutreffend erscheinen. Daher ist es wichtig, dieses Textkorpus zwischendurch zu überarbeiten, um den Überblick zu behalten. Sie werden feststellen, dass Sie relativ schnell eine Rohfassung erhalten, mit der Sie weiterarbeiten können und die Sie zu Ihrem Ziel führt. Die Überarbeitung sollte immer mit einem zeitlichen Abstand stattfinden, weil wir durch die zeitliche Nähe den uns vertrauten Text nicht wirklich lesen, sondern nur „denken“, d. h., Fehler, inhaltliche Schwächen und ungenaue Formulierungen werden nicht sofort erkannt. Im digitalen Zeitalter mag es altmodisch klingen, wenn ich Ihnen empfehle, den Text hin und wieder auf Papier zu überarbeiten. Es lohnt sich auf jeden Fall, das Medium zu wechseln.

Falls Sie weitere Fragen zur Ergebnispräsentation für Ihre wissenschaftliche Arbeit haben, können Sie sich gern telefonisch oder per E-Mail an mich wenden.

Ergebnisse der wissenschaftlichen Arbeit überzeugend präsentieren (I)

Als Wissenschaftslektor für Abschlussarbeiten und Dissertationen stelle ich häufig fest, dass die Qualität einer Arbeit im letzten Viertel immer mehr nachlässt, wenn es darum geht, die Ergebnisse zu diskutieren, zusammenzufassen und eindeutig Position zu beziehen. Diese Feststellung gilt nicht weniger für Veröffentlichungen in wissenschaftlichen Zeitschriften und in anderen Publikationen. Zwei naheliegende Gründe für diesen Mangel sind die knapp bemessene Zeit und die nachlassende Motivation, die an sich gelungene Argumentation konsequent bis zum Ende fortzusetzen. Die beiden Gründe sind den meisten Autorinnen bzw. Autoren noch bewusst, sodass Gegenstrategien entwickelt werden können.

Schreiben Sie die Ergebnisse nicht aus der Adressatenperspektive

Ein weiterer Grund ist, dass wissenschaftliches Schreiben im Prüfungskontext an einen festgelegten Adressaten gerichtet ist. Die Adressatenorientierung wird häufig nicht bewusst wahrgenommen oder angezweifelt, ist jedoch wesentlich, denn häufig erzählen mir Studierende und Promovierende sehr überzeugend ihre Vorstellungen über die Ergebnisse, die aber in dieser Deutlichkeit nicht in der Doktorarbeit stehen. Wenn ich nachfrage, warum sie denn nicht die Ergebnisse der eigenen Wahrnehmung niedergeschrieben haben, wird eingewendet, die Betreuerin bzw. der Betreuer würde ein anderes Ergebnis erwarten oder noch niemand in dem Fach sei bisher auf die Idee gekommen, dieses scheinbar „abwegige“ Ergebnis zu präsentieren. Vor diesem Hintergrund entstehen Schlusskapitel, die an Klarheit zu wünschen übrig lassen und denen „das Salz in der Suppe“ fehlt. Im schlimmsten Fall ist ein eigenständiges Ergebnis überhaupt nicht zu erkennen, was sich sehr negativ auf die Benotung einer ansonsten gut gelungenen Arbeit auswirken kann. Es ist nicht zielführend, Diskussion und Schluss aus der Adressatenperspektive zu schreiben. Wechseln Sie also die Perspektive und stellen Sie sich vor: Was habe ich durch meine Arbeit gelernt? Welche Ergebnisse sind mir für meine Arbeit wichtig? Was möchte ich mit meiner Arbeit der Fachdisziplin mitteilen?

Folgen Sie der eigenen Wahrnehmung

Lehnen Sie sich einfach aus dem Fenster und beziehen Sie Position zu Ihrem Thema. Selbstverständlich müssen Sie sich immer an die Fragestellung, die Erkenntnisse aus den einschlägigen Literaturquellen und an den empirischen Befunden halten. Folgen Sie der eigenen Wahrnehmung. Es ist hilfreich, wenn Sie sich die Frage stellen: Was ist mir wichtig für meine Arbeit? Was habe ich durch meine Arbeit gelernt? Denken Sie daran, dass Sie bzw. die Expertin bzw. der Experte Ihrer eigenen Arbeit sind und nur Sie beurteilen können, welche Ergebnisse wichtig sind. Ihre Betreuerin bzw. Ihr Betreuer und überhaupt die gesamte Fachwelt möchte etwas Neues durch Ihre Arbeit erfahren. Als Lektor und Schreibcoach kann ich wertvolle Hinweise geben, welche Argumente in den abschließenden Kapiteln noch einmal aufgegriffen werden sollten. Es ist in den 27 Jahren meiner Tätigkeit als Wissenschaftslektor noch nicht vorgekommen, dass Diskussion und Ergebnisse zu weit über die Fragestellung und Zielsetzung der Arbeit hinausgingen. Probleme gab es eigentlich nur, wenn sich die Autorin bzw. der Autor zu sehr zurückhielten oder zu bescheiden waren. Seien Sie also mutig und konsequent, wenn Sie sich den Ergebnissen Ihrer Abschlussarbeit widmen.

Falls Sie weitere Fragen zur Ergebnispräsentation für Ihre wissenschaftliche Arbeit haben, können Sie sich gern telefonisch oder per E-Mail an mich wenden.

Themenfindung für Bachelorarbeiten

Es bietet sich an, ein Thema für die Bachelorarbeit zu wählen, das noch nicht umfassend erforscht ist. Sie ersparen sich damit viel Zeit, aus der unendlichen Fülle der vorliegenden Literatur die passenden Quellen zu finden. Sie müssen sehr viel recherchieren und lesen und können leicht den Überblick verlieren. Angesichts des vorgegebenen Abgabetermins könnten Sie unter Zeitdruck geraten und eine erfolgreiche Fertigstellung gefährden. Außerdem ist es schwierig, noch einen neuen Forschungsschwerpunkt herauszuarbeiten, mit dem Sie Ihre Betreuerin bzw. Ihren Betreuer begeistern können. Forschungsthemen, die in der Forschungslandschaft noch völlig unbearbeitet sind, haben den Vorteil, dass Sie nicht so viel Literatur sichten müssen. Außerdem haben Sie gewisse Freiheiten, dem Thema mit eigenen Ideen einen Stempel aufzudrücken, was von den Betreuerinnen bzw. Betreuern in der Regel honoriert wird.

Suchen Sie sich ein Thema, das Ihren Interessen entspricht

Sie ersparen sich eine langwierige Suche, wenn das Thema von Ihrer Betreuerin bzw. Ihrem Betreuer vorgegeben wird. In diesem Fall könnte es jedoch sein, dass Sie ein Thema bearbeiten müssen, das nicht Ihren Interessen entspricht. Nichts ist schlimmer, als über Monate an einem Thema zu schreiben, das von Ihnen als uninteressant und langweilig wahrgenommen wird. Das Schreiben wird zunehmend frustrierend und zu einer Qual. Eine leidenschaftslos geschriebene Abschlussarbeit wirkt sich zwangsläufig auch negativ auf die Benotung aus. Sie sollten also ein wenig Herzblut einbringen, wenn Sie sich für ein Thema entscheiden.

Studierenden fehlt manchmal die Erfahrung, den Umfang einer Bachelorarbeit richtig einzuschätzen. Häufig nehmen sich Studierende zu viel vor und wählen ein Thema, das zu umfangreich ist und nicht auf den für Bachelorarbeiten an Hochschulen vorgegebenen Rahmen von ca. 30–60 Seiten passt. Grenzen Sie Ihr Thema nach Rücksprache mit Ihrer Betreuerin bzw. Ihrem Betreuer ein, damit Sie es in der vorgegebenen Zeit auch bewältigen können. Halten Sie das Thema zunächst klein – ausweiten können Sie es später immer noch.

Die Wahl des Themas ist ein gut überlegter Abwägungsprozess

Für eine Bachelorarbeit oder Masterarbeit ist die Suche nach einem passenden Thema ein gut überlegter Abwägungsprozess, bei dem Sie Ihr Erkenntnisinteresse, das zu erforschende Thema, den zu erwartenden Umfang, die Fächerwahl für das Masterstudium, die Erwartung Ihrer Betreuerin bzw. Ihres Betreuers und berufliche Perspektiven berücksichtigen sollten. Lassen Sie sich also Zeit und brechen Sie nichts vom Zaun, was Sie später bereuen könnten. Die Themenfindung für eine Doktorarbeit ist dagegen sehr viel komplexer und soll in einem späteren Blog beschrieben werden.

Falls Sie weitere Fragen zur Themenfindung für die Abschlussarbeit haben, können Sie sich gern telefonisch oder per E-Mail an mich wenden.

Wie schreibe ich ein Exposee?

Das Exposee ist die Eintrittskarte, um eine Betreuerin bzw. einen Betreuer für die Abschlussarbeit zu finden. Die Studierenden müssen mit der Einreichung den Nachweis erbringen, dass sie mit ihrer Forschungsarbeit das ausgewählte Thema unter einem neuen Blickwinkel untersuchen und entsprechende Forschungsergebnisse zu erwarten sind. Die Anforderungen sind im Hinblick auf Art und Umfang nicht eindeutig festgelegt. In der Regel verlangt eine Betreuerin bzw. ein Betreuer eine vorläufige Gliederung und 2–4 Seiten Text, in dem Sie die Problemstellung darlegen und daraus eine Fragestellung ableiten. Es ist sinnvoll, auch den aktuellen Forschungsstand zu beschreiben, der einen ersten Überblick über das Thema liefert. Ein Literaturverzeichnis ist ebenfalls obligatorisch. Vorläufige Angaben zum methodischen Vorgehen und Forschungshypothesen können weitere Bestandteile des Exposees sein. Die weiteren Details zu Aufbau und Inhalt des Exposees sollten Sie mit Ihrer Betreuerin bzw. mit Ihrem Betreuer besprechen.

Exposee als Grundlage für die Einleitung

Ein Exposee wird häufig als unnötige Hürde wahrgenommen. Die Studierenden leisten jedoch wertvolle Vorarbeit, weil sie sich einen guten Überblick verschaffen und eine Einschätzung erhalten, ob es sinnvoll ist, dieses Thema weiterzufolgen. Zudem haben Sie damit bereits einen ersten Entwurf für Ihre Einleitung geschrieben. Es könnte natürlich sein, dass das Thema zu komplex oder bereits umfassend erforscht ist. In diesem Fall sollten Sie ein anderes Thema wählen. Diese Möglichkeit besteht nämlich nicht mehr, wenn Sie die Arbeit bereits beim Prüfungsamt angemeldet haben.

Die Anforderungen an ein Exposee für eine Dissertation sind dagegen sehr viel höher als bei einer Abschlussarbeit. Die Suche nach einer Betreuerin bzw. einem Betreuer, die Literaturrecherche und das Verfassen des Exposees können sich unter Umständen über viele Monate hinziehen. Das Thema für eine Doktorarbeit ist sehr viel komplexer ausgelegt. Die Forschungsfrage soll einen völlig neuen und bisher nicht untersuchten Aspekt in dem Forschungsgebiet aufgreifen. Es ist daher sehr wichtig, dass Sie in dieser Phase in Kontakt mit Ihrer Betreuerin bzw. Ihrem Betreuer bleiben, um die Themenstellung für die Doktorarbeit zu konkretisieren und einzugrenzen.

Das Exposee ist die Eintrittskarte für höhere Aufgaben

Darüber hinaus müssen Sie ein Exposee einreichen, wenn Sie einen Antrag auf ein Promotionsstipendium bei einer Stiftung oder einer anderen Fördereinrichtung stellen. Die Hürden für eine Bewilligung sind zwar hoch, aber dennoch zu meistern. Wichtig ist, dass Sie hierbei die formalen und strukturellen Anforderungen an das Exposee strikt einhalten. Wenn also höchstens zehn Seiten Text verlangt werden, dann sollten es wirklich nicht mehr als zehn Seiten sein. Eine Nichteinhaltung der Vorgaben kann bereits ein Ausschlusskriterium sein.

Für den Forschungsprozess hat das Exposee häufig nur einen vorläufigen Charakter, weil sich während der anschließenden Ausarbeitung neue Forschungsaspekte ergeben und daher andere Schwerpunkte gesetzt werden müssen. Lassen Sie sich davon nicht irritieren, bleiben Sie in dieser Hinsicht flexibel und offen für eine an den Forschungsprozess angepasste Fragestellung. Es ist nicht ungewöhnlich, wenn Sie mit Fertigstellung Ihrer Abschlussarbeit feststellen, dass die Forschungsergebnisse nur noch wenig mit der ursprünglichen Idee im Exposee zu tun haben. Beißen Sie sich nicht an einem Thema fest, das sich unter den gegebenen Bedingungen nicht erforschen lässt. Nichts ist schlimmer, als sich während des Schreibprozesses zu verrennen. Es gibt dann häufig keinen Weg mehr zurück.

Falls Sie weitere Fragen zu Aufbau und Struktur eines Exposees haben, können Sie sich gern telefonisch oder per E-Mail an mich wenden.

Wie erstelle ich eine Gliederung?

Sie benötigen einen Fahrplan, d. h. einen strukturierten Aufbau, um eine Abschlussarbeit schreiben zu können. Nachdem Sie sich in das Thema eingelesen und sich einen Überblick verschafft haben, biete es sich an, eine grobe Gliederung erstellen. Sie wird während des Schreibprozesses erweitert, angepasst und verfeinert. Mit der Gliederung legen Sie die inhaltlichen Schwerpunkte, die Gewichtung der Kapitel und die Reihenfolge der Inhalte fest. Es hängt von dem Fach, der Themenstellung und der Textlänge ab, wie die Gliederung für eine Abschlussarbeit oder Dissertation gestaltet wird. Jede wissenschaftliche Arbeit beginnt selbstverständlich mit der Einleitung und endet mit einem Fazit, ergänzt um einen Ausblick, der sich anbietet, wenn ein Thema in die Zukunft weist. Die Kapitel des Hauptteils folgen im Allgemeinen dem Prinzip von der Theorie zur Praxis (bei Literaturarbeiten) oder von der Theorie zur Empirie und Diskussion (bei empirischen Forschungsarbeiten). Historische Arbeiten sind in der Regel chronologisch aufgebaut und daher einfacher zu handhaben. Bei der Erstellung einer Gliederung können Sie sich auch an anderen Forschungsarbeiten orientieren, um sich einen Überblick über die Vorgehensweise zu verschaffen.

Die Gliederung ist der Fahrplan für Ihre Abschlussarbeit

Es gibt zwar keine festen Regeln, Sie sollten jedoch darauf achten, Ihre Arbeit nicht zu tief zu gliedern. Arbeiten wirken unter Umständen sehr kleinteilig und unübersichtlich, wenn Sie zu jedem neuen Gedanken einen neuen Abschnitt einfügen. Außerdem stört dieses Vorgehen später den Schreibfluss. Ein häufiger Fehler ist, zu einem Kapitel oder Abschnitt auf der nächst unteren Ebene nur einen Abschnitt einzufügen. Es gibt zwei Möglichkeiten, wie Sie dieses Problem lösen können. Zwei Merksätze helfen Ihnen dabei.

Wenn Sie unter Kapitel 2 den Abschnitt 2.1 einfügen, dann sollten Sie das Kapitel mit dem Abschnitt 2.2 ergänzen. Merke: „Wer A sagt, muss auch B sagen.“

Falls dies nicht möglich ist, sollten Sie Abschnitt 2.1 weglassen und den Text unter der Überschrift von Kapitel 2 schreiben. Merke: „Wer A sagt, muss nicht B sagen, er kann auch erkennen, dass A falsch war.“ (Bertolt Brecht, Dramatiker und Lyriker)

Bei Bachelorarbeiten mit einem Umfang zwischen 30 und 60 Seiten sollten Sie nicht über die dritte Gliederungsebene hinausgehen. Masterarbeiten sind etwa zwischen 50 und 100 Seiten lang. Es kann sich unter Umständen anbieten, eine vierte Gliederungsebene einzufügen. Diese Vorgabe gilt auch für Doktorarbeiten. Manche juristische Doktorarbeiten sind bis in die siebte bis achte Ebene gegliedert, was auf die komplexe Themenstruktur zurückzuführen ist. Je länger also die wissenschaftliche Abschlussarbeit ist, desto eher bietet es sich an, die Arbeit etwas feiner zu gliedern.

Gliederung bei Bedarf überarbeiten und anpassen

Wichtig ist, dass Sie Ihre Gliederung Ihrer Betreuerin bzw. Ihrem Betreuer vorlegen und sie absegnen lassen, bevor Sie mit dem Schreiben beginnen, damit Sie später keine unangenehmen Überraschungen erleben. Als Ergänzung können Sie noch einen ersten Entwurf Ihrer Einleitung hinzufügen, um das zugrunde liegende Problem sowie die Fragestellung und Zielsetzung darzulegen. Die Einleitung ist eine Ergänzung zu ihrem Fahrplan. Grundsätzlich gilt: Wenn Sie Ihrer Betreuerin bzw. Ihrem Betreuer eine Gliederung mit Einleitung vorlegen, sollte das Geschriebene inhaltlich weit vorangeschritten, sprachlich einwandfrei und ohne Fehler sein. Sie ersparen sich damit unnötige Rückfragen und vor allem weitere Überarbeitungen.

Bedenken Sie, dass die in Rücksprache mit der Betreuerin bzw. dem Betreuer anfertigte Gliederung nicht festgeschrieben ist. Während des Schreibprozesses können sich noch neue Aspekte ergeben oder Forschungsziele als unrealistisch oder nicht sinnvoll herausstellen. Bleiben Sie flexibel und passen Sie Ihre Gliederung an, wenn Sie den Eindruck haben, dass sich das Thema der Abschlussarbeit in eine falsche Richtung bewegt oder der Inhalt zu kurz bzw. zu komplex ist.

Falls Sie weitere Fragen zum Aufbau einer Gliederung haben, können Sie sich gern telefonisch oder per E-Mail an mich wenden.

Wie schreibe ich eine Einleitung?

Diverse Ratgeber zum wissenschaftlichen Arbeiten empfehlen, die Einleitung am Schluss zu schreiben, wenn die Abschlussarbeit oder Dissertation praktisch fertig geschrieben ist. In meiner jahrelangen Praxis als Lektor und Schreibcoach hat sich gezeigt, dass diese Empfehlung für den Schreibprozess nicht hilfreich ist, insbesondere wenn es darum geht, die Abschlussarbeit inhaltlich einzugrenzen und sie zu einem überzeugenden Ergebnis zu führen. Ich empfehle meinen Klient:innen, die Einleitung möglichst früh zu schreiben, um sich die zugrunde liegende Problemstellung sowie die Fragestellung und Zielsetzung zu vergegenwärtigen. Für die Einleitung können Sie das bereits vorab geschriebene Exposee als Grundlage verwenden. Es ist wichtig, sich noch einmal Aufbau der Einleitung zu vergegenwärtigen.

Die Einleitung besteht aus drei Teilen

1. Es beginnt mit der Problemstellung. Dem Thema muss ein Problem zugrunde liegen, sonst erübrigt sich eine weitere Bearbeitung. Stellen Sie sich die Frage: „Was ist das Problem?“ „Was soll in meiner Arbeit untersucht werden?“ Hüten Sie sich davor, die Problemstellung spannend, originell oder sogar witzig zu schreiben, wie es in einigen Ratgebern oder auf Webseiten empfohlen wird. Sie werden kaum ein Thema finden, das diesen Anspruch gerecht werden könnte. Bedenken Sie, dass Sie eine wissenschaftliche Abschlussarbeit schreiben und keinen Kriminalroman.

2. Die Fragestellung ist das Herz der Arbeit und der beste Kompass für die Themeneingrenzung. Sie können im Prinzip jeden geschriebenen Satz danach überprüfen, ob die Aussage noch mit ihrer Fragestellung zu tun hat oder nicht. Die meisten Studierenden haben die Idee für eine Fragestellung schon im Kopf, wenn sie sich erstmals konkret mit dem Thema beschäftigen. Stellen Sie sich dabei die Frage: „Was will ich wissen?“ „Was soll in meiner Arbeit untersucht werden?“ Sie lösen mit diesem Vorgehen weitere Fragen aus, die Ihnen eine Richtung vorgeben und helfen, das Thema einzugrenzen, Literatur zu sichten, auszuwählen und eine erste Gliederung zu erstellen.

3. Der Gang der Untersuchung bzw. Aufbau der Arbeit ist die Beschreibung zu ihrem Fahrplan, zur Gliederung, und zeigt auf, welche inhaltlichen Schwerpunkte Sie in den einzelnen Kapiteln setzen. Es bietet sich an, diesen Gesamtüberblick eher am Schluss zu schreiben, wenn Aufbau und Inhalt der Arbeit geklärt sind. Erfahrungsgemäß fällt es leichter, die die inhaltlichen Schwerpunkte zu den einzelnen Kapiteln am Ende des Schreibprozesses zu verfassen.

Auf eine gut eingegrenzte Fragestellung kommt es an

Diese drei Abschnitte sind für eine Einleitung unverzichtbar. Es gibt Betreuer:innen, die erwarten in der Einleitung weitere Abschnitte zum Forschungsstand oder zur Definition zentraler Begriffe. Klären Sie diese zusätzlichen Anforderungen in der Sprechstunde ab. Wichtig ist, dass Sie Fragestellung und Zielsetzung während des Schreibprozesses immer wieder mit Ihren inhaltlichen Schwerpunkten und Ihrer Argumentation abgleichen und bei Bedarf die Fragestellung und den Text aufeinander abstimmen und neu justieren.

Falls Sie weitere Fragen zu dem Thema wissenschaftliches Schreiben Ihrer Bachelor-, Masterarbeiten oder Dissertation haben, können Sie sich gern telefonisch oder per E-Mail an mich wenden.