Den Anfang finden – Nichts geht über eine gute Einleitung

Diverse Ratgeber zum wissenschaftlichen Arbeiten empfehlen, die Einleitung am Schluss zu schreiben, wenn die Abschlussarbeit oder Dissertation praktisch fertig geschrieben ist. In meiner jahrelangen Praxis als Lektor und Schreibcoach hat sich gezeigt, dass diese Empfehlung für den Schreibprozess nicht hilfreich ist, insbesondere wenn es darum geht, die Abschlussarbeit inhaltlich einzugrenzen und sie zu einem überzeugenden Ergebnis zu führen. Ich empfehle meinen Klient:innen, die Einleitung möglichst früh zu schreiben, um sich die zugrunde liegende Problemstellung sowie die Fragestellung und Zielsetzung zu vergegenwärtigen. Für die Einleitung können Sie das bereits vorab geschriebene Exposee als Grundlage verwenden. Daher ist es wichtig, sich noch einmal Aufbau der Einleitung zu vergegenwärtigen. Es gibt Betreuer:innen, die erwarten in der Einleitung weitere Abschnitte zum Forschungsstand oder zur Definition zentraler Begriffe. Klären Sie diese zusätzlichen Punkte in der Sprechstunde ab.

1. Es beginnt mit der Problemstellung. Dem Thema muss ein Problem zugrunde liegen, sonst erübrigt sich eine weitere Bearbeitung. Stellen Sie sich die Frage: „Was ist das Problem?“ „Was soll in meiner Arbeit untersucht werden?“

2. Die Fragestellung ist das Herz der Arbeit und der beste Kompass für eine Themeneingrenzung. Sie können im Prinzip jeden geschriebenen Satz danach überprüfen, ob die Aussage noch mit ihrer Fragestellung zu tun hat oder nicht. Die meisten Studierenden haben die Idee für eine Fragestellung schon im Kopf, wenn sie sich erstmals konkret mit dem Thema beschäftigen. Stellen Sie sich dabei die Frage: „Was will ich wissen?“ „Was soll in meiner Arbeit untersucht werden?“ Sie lösen mit diesem Vorgehen weitere Fragen aus, die Ihnen eine Richtung vorgeben und helfen, das Thema einzugrenzen, Literatur zu sichten, auszuwählen und eine erste Gliederung zu erstellen.

3. Der Abschnitt Gang der Untersuchung bzw. Aufbau der Arbeit hat die Funktion eines Fahrplans und zeigt auf, welche inhaltlichen Schwerpunkte Sie in den einzelnen Kapitel setzen. Es bietet sich an, diesen Gesamtüberblick eher am Schluss zu schreiben, wenn Aufbau und Inhalt der Arbeit geklärt sind. Erfahrungsgemäß fällt es leichter, die die inhaltlichen Schwerpunkte zu den einzelnen Kapiteln am Ende des Schreibprozesses zu verfassen.

Wichtig ist, dass Sie Fragestellung und Zielsetzung während des Schreibprozesses immer wieder mit Ihren inhaltlichen Schwerpunkten und Ihrer Argumentation abgleichen und bei Bedarf die Fragestellung und den Text aufeinander abstimmen und neu justieren.

Falls Sie weitere Fragen zu dem Thema wissenschaftliches Schreiben Ihrer Bachelor-, Masterarbeiten oder Dissertation haben, können Sie sich gern telefonisch oder per E-Mail an mich wenden.

Veröffentlicht in