Ergebnisse der wissenschaftlichen Arbeit überzeugend präsentieren (I)

Wie schreibe ich ein Fazit und wie fasse ich die Ergebnisse zusammen? Mit dieser Frage melden sich häufig Studierende bei mir. Die Frage hat einen guten Grund. Die Qualität einer Arbeit lässt nach, wenn es darum geht, die Ergebnisse zu diskutieren, zusammenzufassen und eindeutig Position zu beziehen. Diese Feststellung gilt nicht weniger für Veröffentlichungen in wissenschaftlichen Zeitschriften und in anderen Publikationen. Zwei naheliegende Gründe für diesen Mangel sind die knapp bemessene Zeit und die nachlassende Motivation. Es mangelt daran, eine an sich sehr gelungene Argumentation konsequent bis zum Ende fortzusetzen. Die beiden Gründe sind den meisten Autorinnen bzw. Autoren noch bewusst, sodass Gegenstrategien entwickelt werden können.

Schreiben Sie die Ergebnisse nicht aus der Adressatenperspektive

Ein weiterer Grund ist, dass wissenschaftliches Schreiben im Prüfungskontext an einen festgelegten Adressaten gerichtet ist. Die Adressatenorientierung wird häufig nicht bewusst wahrgenommen oder angezweifelt. Häufig erzählen Studierende sehr überzeugend von ihren Ergebnissen, die aber in dieser Deutlichkeit nicht in der Doktorarbeit stehen. Wenn ich nachfrage, warum sie nicht die Ergebnisse der eigenen Wahrnehmung niedergeschrieben haben, wird eingewendet, die Betreuerin bzw. der Betreuer würde ein anderes Ergebnis erwarten. Ein anderer Einwand lautet: Noch niemand sei in dem Fach bisher auf die Idee gekommen, dieses scheinbar „abwegige“ Ergebnis zu präsentieren.

Wie schreibe ich ein Fazit?

Vor diesem Hintergrund entstehen Schlusskapitel, denen es an argumentativer Klarheit und „das Salz in der Suppe“ fehlt. Im schlimmsten Fall handelt es sich um Allgemeinplätze und ein eigenständiges Ergebnis nicht zu erkennen. Dieser Mangel kann sich sehr negativ auf die Benotung einer ansonsten gut gelungenen Arbeit auswirken. Es ist nicht zielführend, Diskussion und Schluss aus der Adressatenperspektive zu schreiben. Wechseln Sie also die Perspektive und stellen Sie sich vor: Was habe ich durch meine Arbeit gelernt? Welche Ergebnisse sind mir für meine Arbeit wichtig? Was möchte ich mit meiner Arbeit der Fachdisziplin mitteilen? Eine selbstbewusste Haltung hilft an diesem Punkt weiter als falsche Bescheidenheit.

Folgen Sie der eigenen Wahrnehmung

Lehnen Sie sich einfach aus dem Fenster und beziehen Sie Position zu Ihrem Thema. Selbstverständlich müssen Sie sich immer an die Fragestellung, die Erkenntnisse aus den einschlägigen Literaturquellen und an den empirischen Befunden halten. Folgen Sie der eigenen Wahrnehmung. Es ist hilfreich, wenn Sie sich die Frage stellen: Was ist mir wichtig für meine Arbeit? Was habe ich durch meine Arbeit gelernt? Denken Sie daran, dass Sie die Expertin bzw. der Experte Ihrer Arbeit sind. Nur Sie können beurteilen, welche Ergebnisse wichtig sind. Ihre Betreuerin bzw. Ihr Betreuer und überhaupt die gesamte Fachwelt möchte etwas Neues durch Ihre Arbeit erfahren. Ich kann Ihnen wertvolle Hinweise geben, welche Argumente in den abschließenden Kapiteln noch einmal aufgegriffen werden sollten. Es ist während meiner Tätigkeit als Wissenschaftslektor noch nicht vorgekommen, dass sich jemand zu weit aus dem Fenster gelehnt hat. Probleme gab es eigentlich nur, wenn sich die Autorin bzw. der Autor zu sehr zurückhielten oder zu bescheiden waren. Seien Sie also mutig und konsequent, wenn Sie sich den Ergebnissen Ihrer Abschlussarbeit widmen.

Falls Sie Fragen zur Ergebnispräsentation für Ihre Abschlussarbeit haben, können Sie sich telefonisch oder per E-Mail an mich wenden.