Wie schreibe ich ein Exposee?

Das Exposee ist die Eintrittskarte, um eine Betreuerin bzw. einen Betreuer für die Abschlussarbeit zu finden. Die Studierenden müssen mit der Einreichung den Nachweis erbringen, dass sie mit ihrer Forschungsarbeit das ausgewählte Thema unter einem neuen Blickwinkel untersuchen und entsprechende Forschungsergebnisse zu erwarten sind. Die Anforderungen sind im Hinblick auf Art und Umfang nicht eindeutig festgelegt. In der Regel verlangt eine Betreuerin bzw. ein Betreuer eine vorläufige Gliederung und 2–4 Seiten Text, in dem Sie die Problemstellung darlegen und daraus eine Fragestellung ableiten. Es ist sinnvoll, auch den aktuellen Forschungsstand zu beschreiben, der einen ersten Überblick über das Thema liefert. Ein Literaturverzeichnis ist ebenfalls obligatorisch. Vorläufige Angaben zum methodischen Vorgehen und Forschungshypothesen können weitere Bestandteile des Exposees sein. Die weiteren Details zu Aufbau und Inhalt des Exposees sollten Sie mit Ihrer Betreuerin bzw. mit Ihrem Betreuer besprechen.

Exposee als Grundlage für die Einleitung

Ein Exposee wird häufig als unnötige Hürde wahrgenommen. Die Studierenden leisten jedoch wertvolle Vorarbeit, weil sie sich einen guten Überblick verschaffen und eine Einschätzung erhalten, ob es sinnvoll ist, dieses Thema weiterzufolgen. Zudem haben Sie damit bereits einen ersten Entwurf für Ihre Einleitung geschrieben. Es könnte natürlich sein, dass das Thema zu komplex oder bereits umfassend erforscht ist. In diesem Fall sollten Sie ein anderes Thema wählen. Diese Möglichkeit besteht nämlich nicht mehr, wenn Sie die Arbeit bereits beim Prüfungsamt angemeldet haben.

Die Anforderungen an ein Exposee für eine Dissertation sind dagegen sehr viel höher als bei einer Abschlussarbeit. Die Suche nach einer Betreuerin bzw. einem Betreuer, die Literaturrecherche und das Verfassen des Exposees können sich unter Umständen über viele Monate hinziehen. Das Thema für eine Doktorarbeit ist sehr viel komplexer ausgelegt. Die Forschungsfrage soll einen völlig neuen und bisher nicht untersuchten Aspekt in dem Forschungsgebiet aufgreifen. Es ist daher sehr wichtig, dass Sie in dieser Phase in Kontakt mit Ihrer Betreuerin bzw. Ihrem Betreuer bleiben, um die Themenstellung für die Doktorarbeit zu konkretisieren und einzugrenzen.

Das Exposee ist die Eintrittskarte für höhere Aufgaben

Darüber hinaus müssen Sie ein Exposee einreichen, wenn Sie einen Antrag auf ein Promotionsstipendium bei einer Stiftung oder einer anderen Fördereinrichtung stellen. Die Hürden für eine Bewilligung sind zwar hoch, aber dennoch zu meistern. Wichtig ist, dass Sie hierbei die formalen und strukturellen Anforderungen an das Exposee strikt einhalten. Wenn also höchstens zehn Seiten Text verlangt werden, dann sollten es wirklich nicht mehr als zehn Seiten sein. Eine Nichteinhaltung der Vorgaben kann bereits ein Ausschlusskriterium sein.

Für den Forschungsprozess hat das Exposee häufig nur einen vorläufigen Charakter, weil sich während der anschließenden Ausarbeitung neue Forschungsaspekte ergeben und daher andere Schwerpunkte gesetzt werden müssen. Lassen Sie sich davon nicht irritieren, bleiben Sie in dieser Hinsicht flexibel und offen für eine an den Forschungsprozess angepasste Fragestellung. Es ist nicht ungewöhnlich, wenn Sie mit Fertigstellung Ihrer Abschlussarbeit feststellen, dass die Forschungsergebnisse nur noch wenig mit der ursprünglichen Idee im Exposee zu tun haben. Beißen Sie sich nicht an einem Thema fest, das sich unter den gegebenen Bedingungen nicht erforschen lässt. Nichts ist schlimmer, als sich während des Schreibprozesses zu verrennen. Es gibt dann häufig keinen Weg mehr zurück.

Falls Sie weitere Fragen zu Aufbau und Struktur eines Exposees haben, können Sie sich gern telefonisch oder per E-Mail an mich wenden.

Wie erstelle ich eine Gliederung?

Sie benötigen einen Fahrplan, d. h. einen strukturierten Aufbau, um eine Abschlussarbeit schreiben zu können. Nachdem Sie sich in das Thema eingelesen und sich einen Überblick verschafft haben, biete es sich an, eine grobe Gliederung erstellen. Sie wird während des Schreibprozesses erweitert, angepasst und verfeinert. Mit der Gliederung legen Sie die inhaltlichen Schwerpunkte, die Gewichtung der Kapitel und die Reihenfolge der Inhalte fest. Es hängt von dem Fach, der Themenstellung und der Textlänge ab, wie die Gliederung für eine Abschlussarbeit oder Dissertation gestaltet wird. Jede wissenschaftliche Arbeit beginnt selbstverständlich mit der Einleitung und endet mit einem Fazit, ergänzt um einen Ausblick, der sich anbietet, wenn ein Thema in die Zukunft weist. Die Kapitel des Hauptteils folgen im Allgemeinen dem Prinzip von der Theorie zur Praxis (bei Literaturarbeiten) oder von der Theorie zur Empirie und Diskussion (bei empirischen Forschungsarbeiten). Historische Arbeiten sind in der Regel chronologisch aufgebaut und daher einfacher zu handhaben. Bei der Erstellung einer Gliederung können Sie sich auch an anderen Forschungsarbeiten orientieren, um sich einen Überblick über die Vorgehensweise zu verschaffen.

Die Gliederung ist der Fahrplan für Ihre Abschlussarbeit

Es gibt zwar keine festen Regeln, Sie sollten jedoch darauf achten, Ihre Arbeit nicht zu tief zu gliedern. Arbeiten wirken unter Umständen sehr kleinteilig und unübersichtlich, wenn Sie zu jedem neuen Gedanken einen neuen Abschnitt einfügen. Außerdem stört dieses Vorgehen später den Schreibfluss. Ein häufiger Fehler ist, zu einem Kapitel oder Abschnitt auf der nächst unteren Ebene nur einen Abschnitt einzufügen. Es gibt zwei Möglichkeiten, wie Sie dieses Problem lösen können. Zwei Merksätze helfen Ihnen dabei.

Wenn Sie unter Kapitel 2 den Abschnitt 2.1 einfügen, dann sollten Sie das Kapitel mit dem Abschnitt 2.2 ergänzen. Merke: „Wer A sagt, muss auch B sagen.“

Falls dies nicht möglich ist, sollten Sie Abschnitt 2.1 weglassen und den Text unter der Überschrift von Kapitel 2 schreiben. Merke: „Wer A sagt, muss nicht B sagen, er kann auch erkennen, dass A falsch war.“ (Bertolt Brecht, Dramatiker und Lyriker)

Bei Bachelorarbeiten mit einem Umfang zwischen 30 und 60 Seiten sollten Sie nicht über die dritte Gliederungsebene hinausgehen. Masterarbeiten sind etwa zwischen 50 und 100 Seiten lang. Es kann sich unter Umständen anbieten, eine vierte Gliederungsebene einzufügen. Diese Vorgabe gilt auch für Doktorarbeiten. Manche juristische Doktorarbeiten sind bis in die siebte bis achte Ebene gegliedert, was auf die komplexe Themenstruktur zurückzuführen ist. Je länger also die wissenschaftliche Abschlussarbeit ist, desto eher bietet es sich an, die Arbeit etwas feiner zu gliedern.

Gliederung bei Bedarf überarbeiten und anpassen

Wichtig ist, dass Sie Ihre Gliederung Ihrer Betreuerin bzw. Ihrem Betreuer vorlegen und sie absegnen lassen, bevor Sie mit dem Schreiben beginnen, damit Sie später keine unangenehmen Überraschungen erleben. Als Ergänzung können Sie noch einen ersten Entwurf Ihrer Einleitung hinzufügen, um das zugrunde liegende Problem sowie die Fragestellung und Zielsetzung darzulegen. Die Einleitung ist eine Ergänzung zu ihrem Fahrplan. Grundsätzlich gilt: Wenn Sie Ihrer Betreuerin bzw. Ihrem Betreuer eine Gliederung mit Einleitung vorlegen, sollte das Geschriebene inhaltlich weit vorangeschritten, sprachlich einwandfrei und ohne Fehler sein. Sie ersparen sich damit unnötige Rückfragen und vor allem weitere Überarbeitungen.

Bedenken Sie, dass die in Rücksprache mit der Betreuerin bzw. dem Betreuer anfertigte Gliederung nicht festgeschrieben ist. Während des Schreibprozesses können sich noch neue Aspekte ergeben oder Forschungsziele als unrealistisch oder nicht sinnvoll herausstellen. Bleiben Sie flexibel und passen Sie Ihre Gliederung an, wenn Sie den Eindruck haben, dass sich das Thema der Abschlussarbeit in eine falsche Richtung bewegt oder der Inhalt zu kurz bzw. zu komplex ist.

Falls Sie weitere Fragen zum Aufbau einer Gliederung haben, können Sie sich gern telefonisch oder per E-Mail an mich wenden.

Wie schreibe ich eine Einleitung?

Diverse Ratgeber zum wissenschaftlichen Arbeiten empfehlen, die Einleitung am Schluss zu schreiben, wenn die Abschlussarbeit oder Dissertation praktisch fertig geschrieben ist. In meiner jahrelangen Praxis als Lektor und Schreibcoach hat sich gezeigt, dass diese Empfehlung für den Schreibprozess nicht hilfreich ist, insbesondere wenn es darum geht, die Abschlussarbeit inhaltlich einzugrenzen und sie zu einem überzeugenden Ergebnis zu führen. Ich empfehle meinen Klient:innen, die Einleitung möglichst früh zu schreiben, um sich die zugrunde liegende Problemstellung sowie die Fragestellung und Zielsetzung zu vergegenwärtigen. Für die Einleitung können Sie das bereits vorab geschriebene Exposee als Grundlage verwenden. Es ist wichtig, sich noch einmal Aufbau der Einleitung zu vergegenwärtigen.

Die Einleitung besteht aus drei Teilen

1. Es beginnt mit der Problemstellung. Dem Thema muss ein Problem zugrunde liegen, sonst erübrigt sich eine weitere Bearbeitung. Stellen Sie sich die Frage: „Was ist das Problem?“ „Was soll in meiner Arbeit untersucht werden?“ Hüten Sie sich davor, die Problemstellung spannend, originell oder sogar witzig zu schreiben, wie es in einigen Ratgebern oder auf Webseiten empfohlen wird. Sie werden kaum ein Thema finden, das diesen Anspruch gerecht werden könnte. Bedenken Sie, dass Sie eine wissenschaftliche Abschlussarbeit schreiben und keinen Kriminalroman.

2. Die Fragestellung ist das Herz der Arbeit und der beste Kompass für die Themeneingrenzung. Sie können im Prinzip jeden geschriebenen Satz danach überprüfen, ob die Aussage noch mit ihrer Fragestellung zu tun hat oder nicht. Die meisten Studierenden haben die Idee für eine Fragestellung schon im Kopf, wenn sie sich erstmals konkret mit dem Thema beschäftigen. Stellen Sie sich dabei die Frage: „Was will ich wissen?“ „Was soll in meiner Arbeit untersucht werden?“ Sie lösen mit diesem Vorgehen weitere Fragen aus, die Ihnen eine Richtung vorgeben und helfen, das Thema einzugrenzen, Literatur zu sichten, auszuwählen und eine erste Gliederung zu erstellen.

3. Der Gang der Untersuchung bzw. Aufbau der Arbeit ist die Beschreibung zu ihrem Fahrplan, zur Gliederung, und zeigt auf, welche inhaltlichen Schwerpunkte Sie in den einzelnen Kapiteln setzen. Es bietet sich an, diesen Gesamtüberblick eher am Schluss zu schreiben, wenn Aufbau und Inhalt der Arbeit geklärt sind. Erfahrungsgemäß fällt es leichter, die die inhaltlichen Schwerpunkte zu den einzelnen Kapiteln am Ende des Schreibprozesses zu verfassen.

Auf eine gut eingegrenzte Fragestellung kommt es an

Diese drei Abschnitte sind für eine Einleitung unverzichtbar. Es gibt Betreuer:innen, die erwarten in der Einleitung weitere Abschnitte zum Forschungsstand oder zur Definition zentraler Begriffe. Klären Sie diese zusätzlichen Anforderungen in der Sprechstunde ab. Wichtig ist, dass Sie Fragestellung und Zielsetzung während des Schreibprozesses immer wieder mit Ihren inhaltlichen Schwerpunkten und Ihrer Argumentation abgleichen und bei Bedarf die Fragestellung und den Text aufeinander abstimmen und neu justieren.

Falls Sie weitere Fragen zu dem Thema wissenschaftliches Schreiben Ihrer Bachelor-, Masterarbeiten oder Dissertation haben, können Sie sich gern telefonisch oder per E-Mail an mich wenden.